Vorgeschichtliche Heimat - Teil 7 - Römerzeit bis Frühmittelalter
Der Bereich der Großgemeinde Brensbach ab der Zeitenwende
Dr. Th. Becker
Abb.: Römische (1-3) und völkerwanderungszeitliche Fundstellen (4-5) im Gebiet der Gemeinde Brensbach (Bild: Google Earth / M.Tischler)
Mit den jüngsten eisenzeitlichen Funden der Region endet für geraume Zeit der Nachweis menschlicher Aktivität im Gebiet von Brensbach. Dies ist kein örtliches Phänomen, tut sich die archäologische Wissenschaft doch immer noch schwer, den Zeitraum zwischen den jüngsten latenezeitlichen Funden und den ersten sicheren Nachweisen römischer Präsenz in der Region, hier der Errichtung der ersten Kastelle am Odenwaldlimes unter dem römischen Kaiser Trajan (98-117 n. Chr.), nachzuweisen. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass bereits früher Römer auch in der Region präsent waren. Neben Händlern, die zumindest in friedlichen Zeiten immer für einen Austausch zwischen Territorien sorgten, durchzog das römische Militär mindestens während der Germanenfeldzüge des Kaisers Augustus (31 v. – 14. n. Chr.) den nördlichen Odenwald von Mainz nach Marktbreit (östlich von Würzburg), wo ein großes Militärlager aus der Zeit 5 und 9 n. Chr. nachgewiesen ist.
Vorgeschichtliche Heimat - Teil 6 - Keltische Eisenzeit
Eisenzeit (850 v.Chr. – um Christi Geburt)
Die Entdeckung des neuen Werkstoffs Eisen läutet in Europa ein neues Zeitalter ein, das die Verwendung von Bronze nach und nach ablöst und damit den Beginn des neuen Zeitalters darstellt. Die frühe Eisenzeit (ca. 850 v.Chr. – 450 v.Chr.) wird nach ihrem bedeutsamsten Fundort, Hallstatt in Ober-Österreich, auch Hallstatt-Zeit genannt. Die späte Eisenzeit (450 v.Chr. – um Christi Geburt) ist die sogenannte Laténe-Zeit (benannt nach ihrem wichtigsten Fundort in der Schweiz). Zur Laténe-Zeit besiedelten keltische Stämme weite Teile Mittel- und Südeuropas. Die Kelten, die westlich des Rheins auch als Gallier bezeichnet werden, siedelten in Brensbach und wahrscheinlich auch in Wersau. Laténezeitliche Bodenfunde stellen in ihrem Kontext die frühesten Siedlungsbelege beider Ortschaften dar.
Abb.: Keltische Keramikscherben, die 1950 im Bereich der heutigen Karl-Schäfer-Straße gefunden wurden, sind der älteste Siedlungsbeleg Brensbachs Foto: M.Tischler
Vorgeschichtliche Heimat - Teil 5 - Der Menhir von Wersau
(bretonisch "Langer Stein" - maen = Stein, hir = lang; aufgerichteter Monolith, Hinkelstein)
Vorgeschichtliche Heimat - Teil 4 - Grabschänder aus Übersee
Das Hügelgräberfeld im Märkerreisig
Da bei der Auflistung aller vorgeschichtlichen Bodenfunde rund um Brensbach möglichst nichts vergessen werden sollte, konnten im Jahr 2021, mit Unterstützung von hessenArchäologie, die uns bekannten Funde mit offiziellen Fundmeldungen abgeglichen werden. Dabei stolperte man über die Meldung einer mutmaßlichen Grabhügelgruppe, die ein aufmerksamer Zeitgenosse in der Nähe von Mummenroth, im Bereich der Gemarkungsgrenze Brensbach - Ober-Klingen, im Wald vermutet hatte.
Vorgeschichtliche Heimat - Teil 3 - Der verschwundene Geisterberg
Der Bensenböhlskopf
Auf dem westlichen Randbereich Wersauer Gemarkung befindet sich der Fuß eines besonderen Bergs, dessen Doppelkuppe heute nicht mehr existiert. Wo sich noch vor einigen Jahzehnten der 230m hohe Bensenböhlskopf befand, klafft jetzt das tiefe Loch des Steinbruchs Groß-Bieberau.
Alleine die Deutung des Namens fasziniert und beschäftigt Historiker und Sprachforscher seit langer Zeit und immer wieder. Das Wort Bensen (oder auch Benzen) wurde im Mittelalter und in der frühen Neuzeit im Südwesten Deutschlands oft für Dinge verwendet, die dem Menschen unheimlich, schaurig oder übernatürlich vorkamen. Der Bensnickel oder Belznickel, der hierzulande noch bis vor wenigen Jahrzehnten zu Weihnachten die Kinder beschenkte oder auch bestrafte, ist vielen noch geläufig. Das römische Kastell Hainhaus am Odenwaldlimes trägt auch den Namen Benzenburg oder Geisterburg. Unter dem Wort Böhl oder Bühl findet man in alten Wörterbüchern die Bedeutung Beule, Buckel, kuppelförmige Anhöhe. Der Bensenböhlskopf könnte demnach der Bedeutung Geisterhügelberg gleichstehen, was in Anbetracht der Grabstätten und Funde aus fast fünf Jahrtausenden der Vorgeschichte schlüssig erscheinen mag. Auf seinen beiden Kuppen befanden sich mindestens sieben Hügelgräber.
Vorgeschichtliche Heimat - Teil 2 - Die Gräber der Bronzezeit
Bronzezeit (1800 v.Chr. – 850 v.Chr.)
Mit der mitteleuropäischen Bronzezeit startete eine spannende Epoche der Menschheitsgeschichte, in der das Gebiet rund um Wersau und Brensbach besiedelt gewesen sein muss. Das belegen Bodenfunde rund um die Großgemeinde.
Vorgeschichtliche Heimat - Teil 1 - Funde aus der Jungsteinzeit
Jungsteinzeit (Neolithikum) - (5500v.Chr. – 1800v.Chr.)
Die frühesten Bodenfunde, die die Gegenwart von Menschen in unserem Bereich des Gersprenztals belegen, stammen aus der Jungsteinzeit, dem Neolithikum. Diese Epoche der Vorgeschichte wird auch als die „Neolithische Revolution“ bezeichnet und steht für die wohl entscheidendste Veränderung menschlichen Zusammenlebens und die Basis der heute existierenden gesellschaftlichen Strukturen: Die Sesshaftwerdung.
Ist Wersau über 2000 Jahre alt ?
Bei der Gartenarbeit entdeckt. Keramikfunde aus der Moorbachstraße stellen sich als ältester Hinweis auf die Besiedlung des Wersauer Ortsgebiets heraus.
Während vieler Jahre leidenschaftlicher Gartenarbeit rund um ihr Haus in der Wersauer Moorbachstraße 11, stieß Elfriede Klinger immer wieder auf Keramikscherben und Artefakte, die ihrer Einschätzung nach sehr alt sein mussten. Diese Stücke wurden nicht einfach entsorgt, sondern vorsichtig gesäubert und in einer kleinen Sammlung verwahrt.
Im vergangenen Jahr führte der Heimat- und Geschichtsverein Wersau erstmals an verschiedenen Stellen der Gemeinde Feldbegehungen und Bodenuntersuchungen durch. Die hierbei gesicherten Funde wurden Anfang dieses Jahres durch den für Südhessen zuständigen Bezirksarchäologen vom Landesamt für Denkmalschutz, Herrn Thomas Becker, begutachtet.